Schiffen beim An- und Ablegen zuzuschauen, während man gemütlich unter freiem Himmel beisammensitzt, hat einen ganz besonderen Reiz. Seit wenigen Jahren trägt ein neuer Boden zusätzlich zur eigentümlichen Stimmung am Schiffsteg bei: Die Gemeinde hat den rissigen Asphaltbelag durch alte Gubersteine ersetzt. In vielerlei Hinsicht ein nachhaltiges Projekt.
Mit der Erneuerung des Bodens auf der Mole am Schiffsteg hat die Gemeinde Stäfa bereits 2017 ein anschauliches Beispiel nachhaltigen Handelns gegeben: Ein versiegelter Belag wurde durch einen Sickerbelag aus Naturstein ersetzt. Im Sinne der Kreislaufwirtschaft wurden Pflastersteine aus zweiter Hand verwendet. Und für die Reinigung der Steine von Asphaltresten sorgten Personen, die in Stäfa Sozialhilfe beziehen.
Bäume schützen
Wie kam es dazu? Der alte Asphaltbelag auf der Hafenmole war sichtlich in die Jahre gekommen. Ihn einfach zu erneuern, kam allein deshalb nicht in Frage, weil der 160 Grad heisse Asphalt die Wurzeln der Platanen und Kastanien beschädigt hätte. Man stand vor der Wahl, Natursteine oder Kies zu verwenden. Um zu verhindern, dass der Boden auswäscht und uneben wird, entschied sich der Projektleiter Jules Streuli für den Naturstein.
Die Gemeinde informierte sich beim Tiefbauamt des Kantons, ob es in den dessen Lagerplätzen geeignete Steine gab, und fand schliesslich welche in einem Lager zwischen Ürikon und Hombrechtikon. Es handelte sich um Quarzsteine aus dem Steinbuch Guber im Kanton Obwalden. Da sie witterungsbeständig, belastbar und abriebfest sind, eigenen sie sich gut für den Bau von Strassen, Wegen und Plätzen. Neu gekauft hätten sie 11’000 Franken gekostet – für das gebrauchte Material bezahlte die Gemeinde 4000 Franken.
Einst auf der Seestrasse
Sehr wahrscheinlich waren die Steine ursprünglich vor über 100 Jahren auf der Seestrasse eingesetzt worden. In den 50er-Jahren wurde die holprige Pflästerung mit Asphalt überzogen, um die Strasse ebener zu machen. Im Zuge von Sanierungen der Werkleitungen werden sie seit 2000 sukzessive aus dem Boden geholt.
Um diese Steine wieder verwenden zu können, mussten sie von alten Asphaltresten gereinigt werden. Die Gemeinde setzte dafür handwerklich geschickte und kräftige Sozialhilfeempfänger ein, die gemeinsam mit dem Strassenunterhaltsdienst 13 Tonnen Steine in mühevoller Handarbeit reinigten. «Sie hatten den Plausch und waren der Meinung, dass sie etwas Sinnvolles tun», fasst Jules Streuli die Rückmeldungen der Helfer zusammen.
Mit dem Einbau historischer Natursteine in einer historischen Umgebung mit überkommunaler Bedeutung, hat die Gemeinde auch das Ortsbild aufgewertet. Davon profitieren vor allem im Sommer zahlreiche Einheimische und Auswärtige, die ein Abendessen oder ein Glacé am Schiffsteg geniessen.